Montag, Dezember 18, 2006

Spass mit Statistik

Im Studium habe ich, neben anderem, auch die Grundlagen der empirischen Sozialforschung erlernt. Die Kenntnisse kann man ganz gut dazu verwenden um das Geblödel von Marktforschungsinstituten das gerne verstärkt zum Jahresende rausgehauen wird, gegen den Strich zu lesen. So auch zum Beispiel dieses hier.

Hier wird endlich einmal die Frage geklärt: „Wer seid das, ihr?“ Wobei mit „Ihr“ in diesem Fall der gemeine Blogger gemeint ist. Diese possierlichen Tierchen sind, so wurde zumindest durch die Wissenschaft festgestellt, leicht bis stark behaart, pummelig und nutzlos geschlechtsreif. Sprich: Er hat das paarungsfähige Alter zwar erreicht, die Chance seinen Beitrag zum Genpool zu leisten tendiert jedoch gegen Null da er im Normalfall sozial inkompetent ist. Was aber nicht weiter schlimm ist da er sowieso nicht rauskommt und seine Zeit lieber vor dem Rechner verbringt.

Aber gehen wir die Checkliste des „soziodemografischen Ergebnis“ doch einmal am eigenen Beispiel durch:

  • Männlich: Kiki du bist raus!
  • Trägt Dreitagebart: Als was zählt denn ein Kinnbart?
  • …bis 29 Jahre alt…: Verdammt! Zwei Drittel dieser Veranstaltung sind schon über 30 und damit wohl zu alt für so einen Blödsinn.
  • …führt eine freischaffende Tätigkeit aus…- *prust* Nee. Is’ klar!
  • …körperliche Fitness zählt nicht zu seinen Prioritäten… - Entschuldigung aber die Laktatwerte von Kevin Kuranyi wurden durchaus diskutiert!
  • …bezeichnen sich als „kaum oder untrainiert“…- Ach so, die meinten die eigene körperliche Fitness…
  • leicht übergewichtig – Also das ist nun wirklich keiner von uns
  • stattlich – stattlich? Sorry aber der Begriff wird nach meiner Erfahrung nur noch von über 50-jährigen in Kontaktanzeigen als Formulierung für:“Ich-habe-meine-Schuhspitzen-das-letzte-Mal-gesehen-als-Beckenbauer-Weltmeister- wurde!“ benutzt. Wenn jemand unter 30 das Wort „stattlich“ gebraucht möchte er vielleicht damit zum Ausdruck bringen ein, mördermäßiges Gehänge (behauptet) zu besitzen, aber sicher nicht seinen Taillenumfang beschreiben.

Weiter im Text:

„Der von uns aufgezeigte Prototyp ist sicherlich eine Zeiterscheinung“

Ich übersetz’ das mal mit: „Unsere Stichprobe kam uns irgendwie selber merkwürdig vor, hatten aber keinen Bock uns da weiter mit zu befassen oder gar (Gott bewahre) erweiterte statistische Methoden anzuwenden.“

„Wir gehen davon aus, dass sich das Bild des typischen Blogger in einigen Jahren verändern wird.“

Wohin die Reise geht wissen wir dementsprechend auch nicht so ganz zumal wir uns mit Prognosen etwas schwer tun, sobald sie die Zukunft betreffen.

„Neben den Freischaffenden – von denen wir Marketingfachleute wissen, dass sie Innovationen schneller nutzen – wird dann auch ‚Lieschen Müller’ im Web bloggen.“

Schön zu sehen mit welch präzisen formulierten Kategorien der Durchschnittsnutzer umfasst und beschrieben wird.

„Bis dahin muss sich Blog-Marketing allerdings an eine junge, männliche und innovative Zielgruppe richten, wenn es erfolgreich sein möchte.“

Da kenn ich aber eine ganze Menge Leute die etwas anderes behaupten würden. Den folgenden Zahlenwust lass ich jetzt mal weg. Ohne die komplette Arbeit zu kennen würde ich die auch so nicht übernehmen. Alles in allem wurden doch wunderbar unsere Vorurteile und Klischees die man von diesen Nerds hatte (und die einem sowieso immer unheimlich waren) auf das beste bestätigt. Schön finde ich allerdings die abschließende Formulierung:

„Das wird besonders deutlich vor dem Hintergrund unserer Stichprobe, die fast ausschließlich aus Internet-affinen Personen besteht.“

Wie man jetzt daraus ableitet das fast ein Viertel aller Deutschen „Blogs & Co.“ nutzen würde ich gerne mal sehen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

... Alltaaa! ... einfach großartig! Glückwunsch zu dem Text!

Anonym hat gesagt…

Unfassbar! Großartig! ...statistisch nicht erfasst, damit bin ich doch quasi unsichtbar und habe also absolute Narrenfreiheit! Denn man tou...!