Freitag, Juni 16, 2006

... ein offener Brief an die Anständigen in der GEW

ein Patriot oder gar ein Freund der späten Bundesrepublik bin ich ja nun wirklich nicht - wie soll man auch ein Land moralisch unterstützen, dass nicht´mal seine Robbenbänke vor Helgoland für Fangfahrten freigibt? Ich schreibe also den engagierten Kollegen einen offenen Brief - die werden es "taotal in Ordnung finden", dass ich sie in der zweiten Person singular anspreche. Aber dennoch: Die Gewerkschaft GEW (GesamtschülerErziehungsWillige) - auch bekannt als der politische Arm der RAF oder Brutstätte des PISA-Desasters - fordert nun, das "Lied der Deutschen" zu verbieten. Ziemlich politisch korrekt und wie zu erwarten alert bei randständigen Problemen... was sind nicht für schreckliche Konnotationen zu befürchten bei dem Text:

  1. "Einigkeit" - oh weh, oh weh... das klingt aber schwer nach Stalinismus und Gleichmacherei... schon verwunderlich, dass die GEW dagegen ist...
  2. "Recht" - hmmm... kann es sein, liebe GEWler, dass Ihr einfach nur ein "s" hinzuphantasiert habt? Sind Eure Lesetests oder Lernstandserhebungen gar so gestaltet, dass Ihr sie selbst nicht bestehen würdet? Oder seht Ihr tatsächlich in den individuellen Freiheitsrechten eine Gefahr für die ordnungsgemäße Verwaltung Eures Lehrauftrags? Ich würde es Euch zutrauen. Es ist selbstredend eine problematische Situation, wenn auf einmal ein Schüler (also: Wissensvermittlungsverwaltungsobjekt) auf die Idee käme, Euch Fragen zu stellen, die Ihr nicht beantworten könnt...
  3. "Freiheit" Oh-ha!!! Da sehe ich das Potential für Anarchie und Barrikadensturm. Schon klar... "Freiheit" hat nun in der deutschen Schule nach dem Muster der GEW wirklich nichts verloren! ... kein weiterer Kommentar, weil ich sehe, dass da eindeutig die Argumente auf Eurer Seite sind...
... aber vielleicht nun besser weiter im eigentlichen Sprechen - das mit dem uneigentlichen Sprechen scheint mir eine wirklich zu harte Herausforderung zu sein. Die Biographie Hoffmann von Fallerslebens sollte auch dem durchschnittlich begabten GEW-Mitglied vertraut sein, ansonsten gibt´s ein update hier. Sollte ein Restbestand von Euch noch einen Funken von Verständnis der Geschichte haben, dann sollte er sich doch fragen, warum zum Teufel der Mann die anrüchigen Zeilen auf Helgoland schreiben musste? Warum zum Teufel die Nationalsozialisten ausgerechnet die erste Strophe stark gemacht haben (wobei auch das eine Verstellung und ein Missbrauch der ursprünglichen Intention war)? Warum zum Teufel die GEW ausgerechnet die historische Einforderung staatsbürgerlicher Grundrechte auf einmal als "bedenklich" und "nicht mehr zeitgemäß" empfindet? Plant Ihr da klammheimlich eine Revolution? Wenn ja, dann lasst es mich bitte wissen. Wenn es nur wieder ein Tarnmanöver war, um von den eigenen Schwächen abzulenke, dann verschont mich mit diesen kenntnisfreien Konstruktionen historischer Zusammenhänge. Danke.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

... s. Post. ...aber bitte definiert mir doch noch "undemokratisches Geschichtsbewusstsein" - ich finde, das sollten wir dringend in diesem Kontext genau auseinandernehmen.