Montag, Oktober 16, 2006

Von den Griechen lernen heisst schwurmeln lernen….

Im alten Griechenland wurden die Überbringer schlechter Nachrichten noch davon überzeugt das sie doch bitte aus dem Leben zu scheiden hätten, so das sie ihren Herrschern nicht mehr mit Nichtigkeiten wie verlorenen Kriegen, Hungersnöten oder Bildersturm und Ketzerei in Zukunft behelligen mögen.

Nun ist das Umbringen von Postboten gesellschaftlich nicht mehr ganz so akzeptiert wie vor ein paar tausend Jahren, das heisst jedoch nicht das dieses Konzept vollkommen zu den Akten gelegt werden muss:

„Es gibt keine Schichten in Deutschland“

Diese bei Geologen Stirnrunzeln verursachende Aussage stammt von unserem drittliebsten sauerländischem Politiker (nach Friedrich Merz und Heinrich Lübke) und „Seele“ der SPD Franz (Münti) Müntefering. Was will der Mann uns damit sagen?

„Es gibt Menschen, die es schwerer haben, die schwächer sind“, diagnostizierte der Arbeitsminister. Das sei nicht neu.

Aha. So weit waren wir eigentlich auch schon. Darum geht es aber bei dem Sautreiben das im Moment durch den Pressewald rauscht aber eigentlich nicht. Es geht viel mehr um eine, bisher nicht vollständig veröffentlichte Studie von der bisher eigentlich (wenn man der öffentlichen Wahrnehmung glauben schenken darf) nur drei Fakten wirklich wichtig sind:

  • 4 Prozent im Westen
  • 20 Prozent im Osten
  • Wir haben eine Unterschicht

Einer Verantwortlichen der Studie wundert sich übrigens gerade darüber, da beim letzten drüberlesen die drei Dinge da gar nicht drin standen.

Aber zurück zu Münti und den Griechen.

Für Müntefering ist die Einordnung der Wissenschaftler „Soziologendeutsch» und «nicht brauchbar für die politisch Handelnden“.

Münti wendet hier bravourös jene griechische Taktik die schon damals so viel Erfolg versprach: Den Befund völlig ignorieren und die Verfasser als Vergeistigte Schwurmelköpfe brandmarken und ihnen jede Entscheidungs- und Beratungskompetenz absprechen. (Eine Handlungsanweisung soll die Studie übrigens auch nicht darstellen.)

Das eigentliche Problem das die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufklafft und seit ca. 25 Jahren fest daran gearbeitet einen Teil unserer Gesellschaft immer weiter abrutschen zu lassen wird aber nicht nur vom Bundesminister für Arbeit und Soziales unter ferner liefen abgebucht.

SPD-Fraktionsvize Stephan Hilsberg kritisierte die Hartz-Reform der rot-grünen Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder als «Lebenslüge». Man habe den Menschen «vorgegaukelt, dass mit Fördern und Fordern jeder den ersten Arbeitsmarkt erreichen kann».

Mit Meldungen wie diesen, wird der Diskussion Nahrung verliehen, der linke Flügel der SPD wolle nachträglich das Lebenswerk von Bundeskanzler Schröder, nämlich einen Aufsichtsrat bei Gazprom und Dauerkarten bei Schalke 04 Hartz IV und die Agenda 2010 attackieren.

Auch SPD-Generalsekretär Hubertus Heil verteidigte die Hartz-Reform als «nicht ursächlich» für mangelnde Chancen. Sie habe den Blick dafür geöffnet, wie viele Menschen in Sozialhilfe gefangen seien.

Auch eine Sichtweise. Die sind ja vorher auch gar nicht so aufgefallen. Da ist doch mal gut das man die jetzt mal sieht. Aber nicht nur in der SPD wird das Thema vor die Mikrophone gebracht

Merkel wandte sich allerdings gegen die Ansicht, dass materielle Armut automtaisch zu sozialer Abkopplung und Verwahrlosung führe. Gesellschaftliche Teilhabe sei „nicht allein eine finanzielle Frage“, betonte sie und fügte einschränkend hinzu, dass das Thema, «uns allen zu schaffen» mache. Dabei gelte: „Wir finden uns nicht ab damit, dass diese Spaltungen so existieren, wir tun aktiv etwas.“

Äh…Dafür oder dagegen jetzt?

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